Emad Korkis
Schüler entdecken
zeitgenössische Kunst 2016
Im NKV wiesbaden
Gefördert durch die SCHUFA Holding AG.
Auf der Schwelle zum Erwachsenwerden gibt die Projektreihe „Schüler entdecken zeitgenössische Kunst“ Jugendlichen die einmalige Gelegenheit, außerhalb der Schule und unter Anleitung von professionellen Kulturschaffenden eine eigene künstlerische Praxis zu entwickeln. Die Projektreihe wurde 2010 gemeinsam von der SCHUFA Holding AG und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden initiiert, um einen aktiven Beitrag zur kulturellen Bildung in der hessischen Landeshauptstadt zu leisten.
Im Rahmen von "Schüler entdecken zeitgenössische Kunst 2016" findet eine Ausstellung von und mit 150 geflüchteten Jugendlichen statt, die im Rahmen des Sprachförderprogramms „InteA – Integration und Abschluss“ des Hessischen Kultusministeriums an der Wiesbadener Kerschensteinerschule unterrichtet werden.
Durch und über die Kunst unterstützt der syrisch-griechischstämmige Künstler und Initiator des Projekts Emad Korkis die Schülerinnen und Schüler dabei eine mündliche Sprachkompetenz zu entwickeln, um sich in Deutschland zurechtzufinden. Im Vordergrund des Unterrichts steht die Bildung eines Grundwortschatzes, der über kreative Aufgaben vermittelt und eingeübt wird. Die Jugendlichen setzen sich mit gesellschaftlichen und persönlichen Themen auseinander, mit dem Ziel, sich angstfrei auf Deutsch äußern zu können. Hierfür entwickelte Emad Korkis verschiedene Themen, Aufgaben und Fragestellungen, wie beispielsweise Lebenslinien, Meine Ziele, Meine Vorbilder oder Drei Schlüssel zu Deutschland, die von den Schülerinnen und Schülern künstlerisch verarbeitet werden.
Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden wird in einer großzügigen Ausstellung die bisher im Rahmen des Programms entstandenen Werke sowie zahlreiche Neuproduktionen der Jugendlichen präsentieren. Damit möchte der Nassauische Kunstverein Wiesbaden einerseits das Thema „Integration von Flüchtlingen“ weiterhin in die Öffentlichkeit tragen und den Raum für Begegnungen schaffen, andererseits Erfolgserlebnisse auslösen, um die Schülerinnen und Schüler für ihren weiteren Weg zu motivieren. Zitat: NKV Wiesbaden
Syrisch-griechischer Künstler vermittelt mithilfe von Bildern einen Grundwortschatz
Von Ingeborg Toth
WIESBADEN - Mit Pinsel und Farbe Deutsch lernen, das geht zum Beispiel so: „Alina ist dumm, aber sie hat sehr schöne Augen“, schrieb Hussein, 17, in dicken, bunten Buchstaben auf ein Blatt Papier. Dazu malte er ein Porträt des Mädchens, das in der Kerschensteiner Schule eine Bank mit ihm teilt: riesige Augen, schwarze Haare. Diese und 176 weitere Zeichnungen hat der Nassauische Kunstverein geadelt, indem er sie über drei Etagen in der Wilhelmstraße ausstellt.
Bei der Vernissage am Freitagabend sagte der syrisch-griechische Künstler Emad Korkis zu den Sprachschülern aus vielen Nationen: „Ihr habt tolle Arbeiten abgeliefert. Ich bin sehr stolz auf Euch.“ Das Lob quittierten an die hundert Sprachschüler, fast alle in schwarzen Hosen und weißen Hemden, mit tosendem Beifall.
Durch und mit Kunst bemühte sich Korkis seit September vergangenen Jahres, einen Grundwortschatz zu vermitteln. Unter dem Stichwort „Lebenslinie“ schufen die jugendlichen Flüchtlinge eine Installation. Seile, die sich am Boden winden, dazwischen Steine, Blumen und Textkarten, auf denen gute und schlechte Erlebnisse notiert wurden.
Die übrigen Themen waren vorgegeben: „Wie finde ich dich?“ hieß eines davon, bei dem es Adjektive einzuüben galt, mit denen man sein Gegenüber beschreiben kann. Zu „Gedanken und Träume“ durfte ganz frei gemalt werden.
Die Ergebnisse fallen so unterschiedlich aus wie die jungen Leute selbst. Die Mal-Schüler des syrisch-griechischen Künstlers brachten in Bildern und Worten zu Papier, was sie im Leben erreichen wollen. Oder sie dachten über ihr „Traumhaus“ nach. Überraschend, was für die Flüchtlinge im Berufsschulalter alles dazugehört.
Der Sprachunterricht an der Kerschensteinerschule für die Jugendlichen wird von Peter Eickelmann koordiniert. Aus den Zeichnungen, so sagt er, ist „viel Leid und Elend herauszulesen“. Über Flucht werde im Schulalltag nicht gesprochen. „Umso wichtiger ist es, sich auf diese Art mit der eigenen Biografie zu beschäftigen.“ Eickelmann sagt, er hoffe, dass „wir alle es mit den jungen Flüchtlingen besser machen, als unsere Nachbarländer, dass wir ihnen Perspektiven aufzeigen“. Die Berufsschule schaffe es, „ganz viele unterschiedliche Kulturen miteinander zu versöhnen“.